Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut
Wer 2008 in Österreich gesagt hat, dass er sich für die Gleichberechtigung der Männer einsetzen will, bekam nur ungläubiges Kopfschütteln als Antwort. Damals, vor fünf Jahren, war die Frauenpropaganda gerade auf dem Höhepunkt. "Männer haben doch ohnehin überall Vorteile", bekam man zu hören. "Jeder Mann kann alles machen, was er will", war der verbreitete Irrglaube. Trotzdem oder gerade deswegen habe ich 2008 die MÄNNERPARTEI gegründet. Es mag sein, dass Frauen 52% der Bevölkerung stellen, also die Mehrheit. Aber wenn ausnahmslos alle Parteien Frauenprogramme haben und niemand die berechtigten Anliegen der Männer wahrnehmen will, dann brauchen 48% der Bevölkerung eine neue politische Vertretung.
Es war sehr schön
Die letzten fünf Jahre war ich Spitzenkandidat, Pressesprecher, Webmaster, Sponsor, Logo-Designer, Event-Veranstalter, Berater, Geschäftsführer, Mitglieder-Betreuer, Buchhalter, Wahlkampf-Leiter, Unterschriften-Sammler, Archivar, Verbindungsmann zu Vorfeldorganisationen, Vordenker, Programm-Autor, Folder-Designer, Sitzungs-Leiter, Kampagnen-Planer, strategischer Planer, Gerichts-Zeuge, Talkshow-Teilnehmer und Interview-Partner. Manche dieser Funktionen habe ich gut ausgefüllt, andere weniger gut. Ich überlasse es jedem, selbst zu urteilen, was gut funktioniert hat und wo es noch Potential nach oben gibt. Wer alles gleichzeitig macht, stößt unweigerlich irgendwann an seine Grenzen. Das ist auch eine schöne Erfahrung: Ich kann nur jedem raten, die eigenen Grenzen zumindest einmal im Leben auszuloten.
Die Politik beeinflussen kann man auch ohne Mandate. Genau das haben wir die letzten fünf Jahre recht erfolgreich gemacht. Wir haben gezeigt, dass wir mutig genug sind, Tabus zu brechen. Und allein die Möglichkeit, dass wir den etablierten Parteien eines Tages Stimmen und Mandate wegnehmen könnten, hat die politische Landschaft bereits verändert. Wir haben die Regierungsparteien zu Scheinlösungen und falschen Versprechen genötigt. Das ist ein Fortschritt. Das ist schon besser als die vollständige Tabuisierung, die wir vor fünf Jahren noch hatten. Im nächsten Schritt kommen dann die ersten ernsthaften Reformversuche. Bei den konkreten politischen Massnahmen geht es nur bedingt um tatsächliche Wahlergebnisse. Es geht immer um mögliche zukünftige Wahlergebnisse. Jedes Wahlergebnis ist im Moment der Wahl bereits Vergangenheit.
Es hat mich sehr gefreut
Politische Arbeit ist immer in die Zukunft gerichtet. Wer auch immer an die Regierung kommt, wird das machen, was für die Zukunft die besten Chancen bringt. Jede mögliche zukünftige Kandidatur einer anderen Partei hat Auswirkungen auf die konkreten politischen Reformen der gegenwärtigen Regierung. Damit haben wir bisher ganz gut gearbeitet. Unsere Forderungen waren vor fünf Jahren in der Öffentlichkeit als politische Themen nicht existent. Väterrechte, Wehrpflicht und das Pensionsalter der Frauen wurden von den anderen Parteien totgeschwiegen, weil niemand den Konflikt mit weiblichen Wählern riskieren wollte. Wer sich zuerst bewegt und den Alleinvertretungsanspruch der Frauenlobbies in Frage stellt, wird Wähler verlieren, dachten sich die Parteimanager. Männliche Wähler hätten ohnehin keine Alternative, dachten sich die Wahlstrategen der Grossparteien. Und die überwiegend männlichen Nichtwähler zählen nicht. Wir haben das Mikado-Prinzip durchbrochen und die Männerthemen aus der politischen Verdrängung geholt. Wir haben damit gedroht, den alten Parteien Mandate, Macht und Geld wegzunehmen. Das hat gewirkt. Jetzt reden sie über Männerthemen.
Aber auch, wenn man ohne konkretes Mandat Veränderungen bewirken kann, kommt irgendwann die Frage, ob man weitermachen soll. In der Demokratie ist jedes Wahlergebnis richtig. Niemand, der sich "besorgt" über ein Wahlergebnis zeigt, hat die Demokratie verstanden. Wenn das Volk die Regierung bestätigt, will das Volk eine Veränderung vermeiden. Wenn das Volk die Regierung abwählt, will das Volk nicht mehr so weitermachen wie bisher. Das gilt auch für Unterstützungserklärungen. Der Mechanismus der Unterstützungserklärungen ist eine skurrile Ansammlung von willkürlichen Hürden. Aber man kann diese Hürden überspringen. Wenn das Volk einer neuen Partei Unterstützungserklärungen gibt, will das Volk diese Partei am Stimmzettel sehen. Wenn das Volk lieber baden geht, ist es dafür noch nicht der richtige Zeitpunkt. Wahrscheinlich kommt der richtige Zeitpunkt noch. Wahrscheinlich werden die Bürger irgendwann nicht nur jammern, sondern auch außerhalb Vorarlbergs persönlich ein Zeichen für einen gerechten Ausgleich setzen wollen.
Aber konsequenterweise sollte ich mich auch an meine eigenen Ratschläge halten. Beim Männerservice habe ich betroffenen Vätern immer wieder gesagt, dass sie sich realistische Ziele setzen sollen und sich bei jedem Ziel klarmachen sollen, welches Opfer sie erbringen können und wollen. Es war ein realistisches aber ambitioniertes Ziel, ohne Mandat die Regierung jahrelang unter Druck zu setzen und zumindest Doppelmoral und konkrete Probleme öffentlich bekannt zu machen. Dafür waren gewisse persönliche Opfer notwendig und diese Opfer war ich bereit und willens zu bringen. "Setzen Sie Ihre Sauerstoffmaske auf, bevor Sie den neben Ihnen sitzenden Kindern helfen". Das hört man vor jedem Flug. Mit gutem Grund. Niemandem ist geholfen, wenn der Erwachsene selbst umkippt, während er versucht, das Kind zu retten. Wir alle haben eine gewisse Verantwortung für unsere Kinder und für das Land, in dem wir leben. Aber die Verantwortung ist proportional zur Macht, die wir haben. Weniger Macht bedeutet auch weniger Verantwortung. Und wir haben zuerst einmal auch eine Verantwortung für uns selbst. Ich habe meinen Einsatz gerne geleistet. Aber für ein Weitermachen ist dieses Ergebnis keine Grundlage. Noch mehr Opfer werde ich nicht bringen. Das ist auch nicht notwendig.
In Vorarlberg gibt es eine funktionierende Landesgruppe. Dort kann man bei der Nationalratswahl MÄNNERPARTEI ankreuzen. Nächstes Jahr gibt es bei der Landtagswahl in Vorarlberg eine realistische Chance auf Mandate. Das ist der ideale Zeitpunkt für einen Wechsel an der Parteispitze. Ich bleibe Mitglied der MÄNNERPARTEI, aber ich lege mit sofortiger Wirkung alle meine Parteifunktionen zurück. Damit wird Hannes Hausbichler Bundesvorsitzender der MÄNNERPARTEI und der Sitz der Bundespartei wandert von Wien nach Bregenz. Hannes wird sicher beim politischen Stil und vor allem bei der Mobilisierung vieles anders und auch besser machen. Wenn die Parteizentrale in Bregenz steht, ist das auch ein klares Signal für die Vorarlberger, unser Angebot ernst zu nehmen. Fünf Jahre sind ein sinnvoller Zeitraum für ein politisches Engagement. Ich habe meinen Beitrag geleistet und bin persönlich mit dem Erreichten zufrieden. Ich bedanke mich bei allen, die während der letzten Jahre in wechselnden Rollen aktiv tätig waren und wünsche den Vorarlbergern alles Gute: Das nächste Kapitel der MÄNNERPARTEI wird bei Euch geschrieben. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine neue Partei in Vorarlberg die ersten Mandate bekommt. Die Zeit ist reif für eine ernsthafte Interessensvertretung für Männer und echte Gleichberechtigung. Gratulation von Wien nach Vorarlberg! Jetzt seid Ihr dran.
Wien, am 2. August 2013
Oliver Peter Hoffmann
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