Frau Linsinger und der Ablenkungsjournalismus

Es ist mehr als 30 Grad heiss an diesem Freitag. Ich sitze bei einem weißen G'spritzten im Gastgarten der Villa Aurora am Wilhelminenberg. Eva Linsinger vom PROFIL ruft an.

"Ich hab' da jetzt ein bischen herumgesurft und hab' da auf dem Bäcksblog aus dem Jahr 2010 einen Eintrag von einem Oliver Peter Hoffmann gefunden, wo's um den Fall Baumgartner geht. Ich wollte jetzt nur fragen: Haben Sie den geschrieben?" Es gibt wohl wenige Menschen, die sich im Internet mit dem Namen Oliver Peter Hoffmann anmelden, aber das ist auch mir zu wage. Ein zwei Jahre alter Eintrag auf einem fremden Blog. Bei dem es irgendwie um einen Fall Baumgartner geht? Vielleicht könnte ich mir den Text einmal ansehen, bevor ich damit im PROFIL damit zitiert werde?

Eva Linsinger recherchiert bereits seit einer Woche über die MÄNNERPARTEI. Aber offenbar will sie gar nicht unsere politischen Ziele analysieren. Sie will uns irgendetwas anhängen. Es ist ja verständlich, dass Eva Linsinger, Ko-Autorin des "Schwarzbuchs Männer", nicht ganz unbeschwert über die MÄNNERPARTEI berichten kann. Wir interessieren uns für die gleichen Themen wie sie, aber wir sind selten der gleichen Meinung. Männer wollen gleiche Rechte? Frauen sollen Verantwortung tragen? Da gibt es in gewissen Kreisen einen seit Jahren geübten Abwehrreflex: Frauen können angeblich gar nie für irgendetwas verantwortlich gemacht werden, weil Frauen angeblich immer Opfer sind. Am besten hat das wohl Beate Kricheldorf in "Verantwortung: Nein, Danke!" analysiert.

Die Vertreter des Frauenrings haben jahrelang versucht, jedesmal, wenn Väter von gemeinsamer Obsorge reden, irgendwie das Thema "Gewalt" hineinzubringen. Väter als Täter. Männer als Täter. Frauen als Opfer. Frauen ohne Verantwortung. Das hat dann irgendwann nicht mehr funktioniert, weil die Menschen erkannt haben, dass die Gewaltmasche eine Ausrede ist. Aber jetzt, wo die MÄNNERPARTEI zur Wahl antreten will, will Frau Linsinger die Gewaltkeule wieder aus der journalistischen Besenkammer holen. Sie will uns also irgendwie mit "gewalttätigen Vätern" in Verbindung bringen. Weil wir das Opfermonopol der Frauen in Frage gestellt haben.

Angefangen hat das ganz harmlos. Eine Woche vorher hat mich Franziska Dzugan angerufen. Die MÄNNERPARTEI hat per Presseaussendung erklärt, dass wir 2013 zur Nationalratswahl antreten wollen. Erstmals wird es eine Alternative bei den diversen Genderthemen geben. Derzeit haben ja alle Parlamentsparteien ein Frauenprogramm, aber keine hat ein Männerprogramm. Der Bedarf wäre also gegeben. Frau Dzugan fragt folgerichtig unsere Positionen ab und macht einen kleinen Artikel. Irgendwie merkt man, dass sie sich schwer tut, unsere Forderungen objektiv zu bringen. Das führt dann zu einem email-Verkehr.

Sehr geehrter Herr Hofmann,
vielen Dank für das Gespräch! Anbei das abgetippte Interview mit der Bitte um Ihr OK bis morgen Mittag.
Mit Dank und besten Grüßen,
Franziska Dzugan

profil: Sie wollen bei den Nationalratswahlen nächstes Jahr antreten. Welcher Partei werden Sie am ehesten Stimmen abjagen können?
Hoffmann: Ich glaube, dass wir von allen Parteien Wähler gewinnen werden. Das größte Potential liegt aber bei den Nichtwählern. Jemand, der für die Gleichberechtigung von Männern ist, hatte bisher keine Vertretung.
profil: Gibt es auch Frauen in der Männerpartei?
Hoffmann: Ja. Zwei von sechs Funktionären sind Frauen. Wir sprechen die Frauen mit unseren Themen wie Familienpolitik und Gleichberechtigung an. Unsere Kernwähler sind aber natürlich Männer.
profil: Sie fordern die Einführung von Männerhäusern. Sind viele Männer schutzbedürftig?
Hoffmann: Ja, genauso viele wie Frauen. Gewalt wird von Frauen und Männern gleich oft ausgeübt. Die Gewalt, die von Frauen ausgeht, wird aber oft nicht als solche erkannt. Männer sind körperlich stärker, weshalb auch die Folgen der Gewalt heftiger ausfallen.
profil: Laut Studien betrifft Gewalt in der Familie zu 90 Prozent Frauen.
Hoffmann: Genderforscher tendieren dazu, auf der Seite der Frauen zu stehen. Wenn beide, Frau und Mann, gewalttätig sind, gewinnt meist der Mann und die Frau ist automatisch das Opfer. Oft richtet sich die Gewalt von Frauen gegen wehrlose ältere Männer oder Kinder. Frauen sind keine besseren Menschen. Es muss eine Anlaufstelle für Männer, die weiblicher Gewalt ausgesetzt sind, geben.
profil: Wie steht die Männerpartei zur Europäischen Union?
Hoffmann: Wir kritisieren die Demokratiedefizite in der EU. Zum Beispiel müsste der ESM unter der Kontrolle des Parlaments stehen. Wir wollen aber auf keinen Fall raus aus der EU. Die Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs haben im österreichischen Familienrecht viel mehr bewegt als die heimische Regierung.
profil: Wie viel Prozent trauen Sie sich bei den Wahlen zu?
Hoffmann: Zuerst wollen wir die nötigen Unterschriften zusammenbringen, damit haben wir unseren Teil erledigt. Dann sind die Wähler am Zug.

Sehr geehrte Frau Dzugan,
das ist aber jetzt nicht nur "abgetippt", sondern sehr verkürzt und oft auch inhaltlich nicht mehr bei dem, was ich gesagt habe. Haben Sie eine Aufnahme gemacht? Bei einigen Sätzen wäre ich sehr neugierig, ob die Wortwahl wirklich identisch mit dem Interview ist. Die Diskussion über die Männerhäuser war ja zum Beispiel um einiges länger als in dem von Ihnen verfassten Text. Ich meinte auch sicher nicht, dass die Gewalt der Frauen nicht erkannt wird, sondern dass sie nicht anerkannt wird. Und die Folgen der männlichen Gewalt sind meistens, aber nicht immer heftiger. Ich habe auch nicht komplett ansatzlose gesagt, dass sich die Gewalt der Frauen oft gegen wehrlose ältere Männer oder Kinder wendet, sondern erklärt, dass die Frage der körperlichen Überlegenheit bei älteren Männern und Kindern anders aussieht und daher auch der Verlauf der Gewalttätigkeit anders ist. So, wie es jetzt im Text dasteht, wirkt es so, als ob ich meinte, Frauen im Allgemeinen würden nur auf die Gelegenheit zur Gewalt warten. Das wird dann durch den Satz "Frauen sind keine besseren Menschen" noch unterstrichen. Was ich aber wirklich gesagt habe, ist: Frauen sind keine schlechteren Menschen, sie sind aber auch keine besseren Menschen. Überhaupt fehlt zum Beispiel der Verweis, dass ca. 15% der Familien Gewaltprobleme haben und dass sich das ziemlich geichmässig zwischen Frauen und Männern verteilt. Beim Männerhaus habe ich auch ausführlich differenziert, dass ein geschlechtsneutrales Gewaltschutzzentrum ebenso akzeptabel wäre und erklärt, dass wir zum Beispiel eine Anlaufstelle für Väter brauchen, die ihre Kinder vor gewalttätigen Müttern schützen wollen. Beim Thema EU habe ich erklärt, dass das teilweise meine persönliche Meinung ist und ausführlich erklärt, dass wir weder explizit pro-Europäisch, noch explizit anti-Europäisch sind. Das dann auf die Aussage "Wir wollen auf keinen Fall raus aus der EU" zu reduzieren, verfälscht die Bedeutung. Es stimmt, dass wir keinen Anlass haben, eine anti-EU-Kampagne zu machen (siehe Strassburger Urteil zur Obsorge), aber selbstverständlich gibt es "Fälle", in denen wir uns auch einen Austritt aus der EU vorstellen können. Ganz am Ende habe ich auch erklärt, dass unsere Aufgabe erledigt ist, wenn wir die Kandidatur (Unterschriften) geschafft haben und die Wähler wissen, wofür wir stehen(!)
Die ersten beiden Antworten sind stark verkürzt, aber noch einigermassen nahe bei meinen Aussagen, aber ab dann ist die Zusammenfassung des Interviews eher eine überhöhte Karikatur meiner Aussagen.

Sehr geehrter Herr Hoffmann,
bitte um Ihr ok zu dieser Version. Ich habe Ihre Änderungswünsche einfließen lassen.
Mit freundlichen Grüßen!

profil: Sie wollen bei den Nationalratswahlen nächstes Jahr antreten. Welcher Partei werden Sie am ehesten Stimmen abjagen können?
Hoffmann: Ich glaube, dass wir von allen Parteien Wähler gewinnen werden. Das größte Potential liegt aber bei den Nichtwählern. Jemand, der für die Gleichberechtigung von Männern ist, hatte bisher keine Vertretung.
profil: Gibt es auch Frauen in der Männerpartei?
Hoffmann: Ja. Zwei von sechs Funktionären sind Frauen. Wir sprechen die Frauen mit unseren Themen wie Familienpolitik und Gleichberechtigung an. Unsere Kernwähler sind aber natürlich Männer.
profil: Sie fordern die Einführung von Männerhäusern. Sind viele Männer schutzbedürftig?
Hoffmann: Ja, genauso viele wie Frauen. Gewalt wird von Frauen und Männern gleich oft ausgeübt. Die Gewalt, die von Frauen ausgeht, wird aber oft nicht als solche anerkannt. Männer sind körperlich stärker, weshalb auch die Folgen der Gewalt meistens heftiger ausfallen.
profil: Laut Studien betrifft Gewalt in der Familie zu 90 Prozent Frauen.
Hoffmann: Genderforscher tendieren dazu, auf der Seite der Frauen zu stehen. Wenn beide, Frau und Mann, gewalttätig sind, gewinnt meist der Mann und die Frau ist automatisch das Opfer. Frauen sind keine schlechteren, aber auch keine besseren Menschen. Es muss eine Anlaufstelle für Männer und deren Kinder, die weiblicher Gewalt ausgesetzt sind, geben.
profil: Wie steht die Männerpartei zur Europäischen Union?
Hoffmann: Wir sind weder explizit pro- noch explizit anti-europäisch. Der Rettungsschirm ESM müsste unter der Kontrolle des Parlaments stehen, das kritisieren wir. Positiv ist, dass die Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs im österreichischen Familienrecht mehr bewegt haben als die heimische Regierung.
profil: Wie viel Prozent trauen Sie sich bei den Wahlen zu?
Hoffmann: Zuerst wollen wir die nötigen Unterschriften zusammenbringen, damit haben wir unseren Teil erledigt. Dann sind die Wähler am Zug.

Sehr geehrte Frau Dzugan,
ich habe noch immer Bauchweh mit den Kürzungen, aber wenn Sie den
letzten Absatz in "Zuerst wollen wir die nötigen
Unterstützungserklärungen sammeln und den Wählern erklären, wofür wir
stehen. Dann sind die Wähler am Zug." ändern, würde ich sagen: Besser
etwas entstellte Antworten als gar kein Bericht.
mit freundlichen Grüßen
🙂 OPH

Damit wäre diese Interaktion beendet gewesen, das Interview ist am letzten Wochenende erschienen. Aber irgendwie konnte Eva Linsinger das jetzt nicht so stehen lassen. Also hat sie sich eine Woche Zeit genommen, Hintergrundmaterial zu recherchieren. Nur eben nicht so, wie man sich das vielleicht bei einem professionellen Reporter vorstellen würde. Andere Länder haben ja einen Aufdeckungsjournalismus. Da wird recherchiert und da werden Skandale an die Öffentlichkeit gebracht, zum Beispiel durch verdeckte Ermittlungen. Da geben sich Reporter zum Beispiel als Lobbyisten aus, die EU-Abgeordneten, die in Wirklichkeit selber nur Lobbyisten sind, Geld für massgeschneiderte Gesetze anbieten.

So etwas ist in Österreich verboten. Hier darf man die korrupten Politiker nicht mit verdeckten Ermittlungen auffliegen lassen. Die Österreichischen Reporter haben es sich ausserdem viel zu kuschelig mit der etablierten Politik eingerichtet. Vom Zeitungsverkaufen kann man eigentlich nicht mehr leben. Der Markt ist zu klein und was man wissen will, findet man schneller und billiger in Internet. Also werden einfach die Pressetexte der Parlamentsparteien kopiert und mit irgendwelchen Phrasen versehen abgedruckt.

Dafür gibt es dann von den Parlamentsparteien Steuergeld. Ganz offiziell und regelmäßig als "Presseförderung". Und in Wahljahren ergießt sich dann wie ein warmer Regen die Flut an bezahlten Inseraten über die Zeitungen und Wochenmagazine. Diese Millionen kann man sich einfach nicht entgehen lassen und deswegen müssen es sich die Medien irgendwie immer mit den größeren Parteien gutstellen. Aber Pressetexte und die immer gleichen Kampagnen sind eher langweilig, also womit soll man dann die Leser unterhalten? Für jeden Bedarf gibt es das richtige Produkt und der Österreichische Markt hat schon längst die richtige Antwort gefunden: Statt echten Skandalen kochen die Medien irgendwelche alten Geschichten immer wieder auf und verkaufen sie mit einem zynischen Unterton als "Analyse". Das geht dann ganz ohne aufwändige Recherche vor Ort.

Die MÄNNERPARTEI macht ja seit Jahren öffentliche Treffen in Wien. Der FALTER hat sich tatsächlich einmal die Mühe gemacht, jemanden vorbeizuschicken. Das PROFIL hat dafür offenbar keine Ressourcen. Von verdeckten Ermittlungen in der Väterrechts-Szene oder gar im Umfeld der Frauenhäuser ganz zu schweigen. In Wirklichkeit haben die Journalisten beim PROFIL nach vier Jahren Obsorgedebatte noch immer keine Ahnung davon, welche Menschen sich hier für das gemeinsame Anliegen der Gerechtigkeit und für das Recht des Kindes auf beide Eltern organisiert haben. Bei keiner Väterrechtsdemo war das PROFIL vor Ort. Bei keiner Kinderrechtsdemo war das PROFIL vor Ort.

Und jetzt arbeitet Eva Linsinger eine Woche an einem Artikel und macht kein einziges Interview unter vier oder sechs Augen. Stattdessen gibt es jede Menge Telefonate. Praktisch jeder, der irgendwo auf unserer website vorkommt, wird angerufen. Interessanterweise gibt es aber so gut wie keine Fragen zu unserem eigentlichen politischen Programm. Ob das Pensionsloch wirklich nur von den Frauenpensionen kommt, interessiert sie nicht. Wie wir uns ein Bundesheer mit weiblichen Wehrpflichtigen vorstellen würden, will sie auch nicht wissen. Ob wir uns vorstellen können, Väter auch gegen ihren Willen bei der Obsorge in die Verantwortung zu nehmen, fragt sie auch nicht. Das wären vielleicht Hintergrundfragen, mit denen man unsere politischen Ziele besser analysieren könnte. Aber sie will offensichtlich weder eine bessere Analyse noch wirkliche Recherche vor Ort. Sie will nur das Opfermonopol der Frauen verteidigen.

Die Gespräche kreisen immer wieder um semantische Übungen und weltanschauliche Kategorisierungen. Dass wir eine moderne Partei sind, die Reformen will, die Wahlfreiheit will und Gerechtigkeit, kann sie irgendwie gar nicht brauchen. Dass wir uns weder links, noch rechts irgendeiner Parlamentspartei zuordnen lassen, ist ihr auch nicht recht. Dass wir direkte Demokratie wollen, passt ihr nicht ins Konzept. Dass wir keine glühenden EU-Fans sind, aber auch keine radikalen EU-Gegner, bringt sie auch nicht weiter. Lange diskutiert sie mit mir darüber, wie ich zum Feminismus stehe. Ich erkläre ihr, dass es unterschiedliche Arten von Feminismus gibt und dass ich die Feministen, die für Gleichberechtigung eintreten, durchaus als Verbündete sehe. Das wird sie später auch nicht verwenden.

Dann ruft sie Hannes Hausbichler an und schaut, ob sie mehr nützliche Zitate aus ihm herausbringt. Später habe ich dann ein interessantes Gespräch mit Hannes, in dem er mir erklärt, dass "Feminismus" eigentlich bei uns ein relativ neuer Begriff ist. Früher, als die Frauenbewegung noch gleiches Recht für Alle wollte, wurde eher von "Emanzipation" gesprochen. Das, was wir heute als "Feminismus" sehen, ist grossteils nicht mehr "Emanzipation", sondern eine recht einseitige Lobby für Frauenbevorzugung. Wobei die "Feministen" eben interessanterweise auch die Frauen bekämpfen, die nicht genauso leben, wie das die "Feministen" wollen.

Aber das ist ja nicht das Thema der MÄNNERPARTEI. Wir sehen ganz konkrete Benachteiligungen der Männer und wir wollen das auf demokratische Weise lösen. Dafür braucht man keine philosophische Abhandlung über "Feminismus" oder irgendwelche nicht falsifizierbaren "Strukturen" zu schreiben. Es reicht, wenn man die Grundwerte Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit ernst nimmt und konsequent umsetzt. Das haben wir Eva Linsinger dann nicht mehr erzählt, weil die war schon beim Googlen. Weil Herwig Baumgartner sitzt im Gefängnis. Wegen "gefährlicher Drohung".

Wenn sie uns mit irgendwelchen Gewalttätern in Verbindung bringen könnte, wäre das ideal für Frau Linsinger. Dann könnte sie schreiben: "Aha, die MÄNNERPARTEI will die Frauenhäuser zusperren, weil die MÄNNERPARTEI ganz gefährliche Unholde in ihren eigenen Reihen versteckt." Damit wäre die gute alte Welt der 1970er wieder hergestellt und die lästigen Forderungen nach echter Gleichberechtigung für Frauen und Männer wäre wieder vom Tisch. Das Pech für Frau Linsinger ist nur, dass wir keine gewaltätigen Menschen sind. Wir sind sogar noch sanftmütiger als unsere diverse Ex-Partnerinnen. Nicht selten fängt ein Vater eine Watsche ein, wenn er es wagt, der Mutter zu widersprechen. Nicht selten ist die Aggressivität der Frau einer der Gründe für die Trennung der Eltern.

Wir sehen eben die andere Seite der Geschichte. Wir wissen, dass in den Frauenhäusern jede Menge weibliche Gewalttäter sitzen. Das werden die Frauenhäuser nie zugeben. Das können die Frauenhäuser gar nicht zugeben, weil es ihrem Zweck widerspricht. Frauenhäuser sind eben keine anti-Gewalt-Einrichtungen, sondern pro-Frauen-Einrichtungen. Wer einen objektiven, fairen Gewaltschutz will, kann das gar nicht mit Frauenhäusern machen. Daher fordern wir einen anderen, besseren Gewaltschutz. Nicht, weil wir selber so gewalttätig sind, sondern weil wir wissen, dass Familien mit Gewaltproblemen eine bessere, umfassendere Betreuung brauchen. Frau Linsinger wird sich schwer tun, bei uns "Täter" zu finden, mit denen sie unsere Argumente mit einem Angriff ad personam entwerten kann.

Das hat sie dann offensichtlich auch bemerkt. Also googelt Frau Linsinger nach Herwig Baumgartner und der MÄNNERPARTEI. Und da findet sie sogar etwas am BäckBlog. Dort geht es nicht um "Gewalt" und "Obsorge", sondern um einen anderen Justizskandal. Was haben Tierschützer und Väterrechtler gemeinsam? Nein, es geht nicht um Anschläge mit Farbbeuteln oder dergleichen. Bei den Tierschützern gab es ja tatsächlich ein paar politisch motivierte Angriffe. Es ist zwar nicht ganz klar, wer für die Angriffe verantwortlich war, aber es gab Übergriffe. Bei den Väterrechtlern gab es nichts dergleichen. Es gibt immer wieder Väter, die aus persönlicher Verzweiflung heraus durchdrehen. Das soll ja bei Müttern auch vorkommen und hat nicht unbedingt etwas mit einem politischen Ziel zu tun. Aber zumindest mir ist kein einziger Fall bekannt, in dem ein Vater aus politischen Gründen irgendeinen Übergriff getätigt hätte.

Wer sich politisch für die Gleichberechtigung der Väter organisiert, will eine Veränderung auf demokratischem Weg. Aber es gibt schon eine Parallele zwischen den Tierschützern und den Väterrechtlern: Beide wurden mit menschenrechtlich fragwürdigen Mitteln verfolgt. Auch bei Herwig Baumgartner wurden die unsäglichen "Mafia-" und "Terrorismus-"Paragraphen eingesetzt. Was sich da abgespielt hat, wäre einen eigenen Artikel wert, aber Herwig Baumgartner wurde nicht wegen irgendeiner tatsächlich begangenen Gewalttat verfolgt, sondern weil er eine website betrieben hat und man ihm deswegen die Bildung einer kriminellen Vereinigung unterstellt hat. Am BäckBlog wurden die ähnlich gelagerten Tierschützerprozesse beschrieben und ich habe in einem Kommentar darauf hingewiesen, dass es so etwas eben nicht nur bei Tierschützern gibt:

Oliver Peter Hoffmann
28.01.10 , 14:01
Analog den Tierschützern gibt es auch einen Aktivisten für Väterrechte, der mittlerweile monatelang wegen fadenscheiniger Anschuldigungen in Untersuchungshaft sitzt: Herwig Baumgartner

Dazu kam auf Twitter dann die Anfrage

geraldbaeck
@oliverhoffmann bitte im blog dazu kommentieren, kenne den fall nicht bit.ly/92VL7n #BaeckBlog

Oliver Peter Hoffmann
28.01.10 , 15:01
Mache ich gerne:
Herwig Baumgartner ist getrennt lebender Vater, der seine Kinder nicht sehen kann. Weil ihm die Gerichte nicht helfen können/wollen, macht er eine web site mit Diskussionsforum auf:
genderwahn.com/
Vor allem das Forum hat es in sich, weil die Väter dort ihren Zorn über die erlebte Diskriminierung ablassen. Als domain-Inhaber ist Herwig Baumgartner teilweise dafür verantwortlich, was auf “seinen” Seiten steht, aber der server steht in der Ukraine und die Österreichische Justiz kann da nur beschränkt eingreifen. Am 3. November gibt es trotzdem einen Medienprozess, der dann aber etwas ungewöhnlich verläuft: Die Polizei riegelt den Verhandlungssaal ab und nimmt die Personalien aller Anwesenden auf. Herwig Baumgartner wird unter dem Vorwurf der “Bildung eine terroristischen Vereinigung” verhaftet und den zu diesem Zeitpunkt in Gericht anwesenden Personen die Mitgliedschaft in seiner “Vereinigung” unterstellt. Als Indiz für die gewalttätigen Ziele der “Vereinigung” wird ein posting im Forum der web site herangezogen, in dem zur Bildung der “RAF – Der militante Arm der Väter” aufgerufen wird. Diese Pläne und der Name “RAF” wird von anderen Forumsteilnehmern teilweise scharf kritisiert, teilweise wird aber auch zugestimmt und ein Video eines Deutschen Rappers gepostet:
Die einzigen “terroristischen” Vorhaben dieser “RAF” sind das Versenden von Gerichtsgutachten an zufällig ausgewählte Mödlinger (mit dem Ziel, auf die offensichtlichen Fehler in der Arbeit von Dr. Fürst-Pfeifer hinzuweisen). Mehr gibt es nicht.
Herwig Baumgartner hat vermutlich gegen einige Gesetze verstossen (Ehrenbeleidigung, Belästigung…?), aber der Vorwurf “Bildung einer terroristischen Vereinigung” ist schwachsinnig. Herwig sitzt nach wie vor in Untersuchungshaft.

Das ist jetzt zwei Jahre her und Herwig Baumgartner sitzt noch immer im Gefängnis. Die "Mafia-" und "Terrorismus-"Anschuldigungen wurden strategisch günstig im Prozess fallengelassen. Er wurde dann wegen "gefährlicher Drohung" verurteilt. Dass jemand, der keine Gewalt ausgeübt hat, nur deswegen im Gefägnis sitzt, weil er vielleicht Gewalt ausüben könnte, ist auch einen eigenen Artikel wert. Mit Frau Linsinger haben wir darüber auch nicht disktutiert. Vor allem deswegen, weil Herwig Baumgartner nie Mitglied der MÄNNERPARTEI war. Die MÄNNERPARTEI ist eine politische Partei. Die MÄNNERPARTEI macht keinen Aktionismus, die MÄNNERPARTEI droht nicht, die MÄNNERPARTEI lehnt jede Form der Gewalt ab. Aber die MÄNNERPARTEI fordert auch rechtstaatliche Mindeststandards ein und die wurden im Fall Herwig Baumgartner ganz klar verletzt.

So, und daraus will Frau Linsinger jetzt konstruieren, dass wir irgendwie Gewalt unterstützen würden, damit sie unsere Forderungen zu Gewaltschutz diskreditieren kann, damit das Opfermonopol der Frauen restauriert wird, damit Frauen keine Verantwortung haben, damit Männer keine Gleichberechtigung bekommen. Was soll ich Frau Linsinger jetzt sagen? Der G'spritzte ist noch nicht ganz ausgetrunken, das Wochenende bricht an, es ist heiss, ich habe mein Smartphone dabei, aber am Wilhelminenberg ist der Empfang nicht so toll. Aber wer ins Parlament will, muss sich irgendwie mit den Medien arrangieren. Also mache ich mich auf den Weg nach Hause zum Computer. Am Weg erklärt mir mein Freund aus der SPÖ noch, dass man sich von Journalisten nicht alles gefallen lassen muss. Aber ich muss jetzt erst einmal das Originalzitat ausgraben. Frau Linsinger drängt:

Sg herr hoffmann
Bitte um rasche antwort, ob sie das geschrieben haben
Mfg
Eva linsinger

[Anmerkung: Mittlerweile – im Dezember 2012 – hat die MÄNNERPARTEI ihr Logo geändert und aus diesem Anlass auf diversen Internet-Plattformen ein update durchgeführt. Jetzt, nach diesen updates, wurde das Logo auch auf den BäckBlog propagiert und es ist damit jetzt klar, dass der Kommentar von mir ist – Das Internet ist eben dynamisch]

Was macht man, wenn einen jemand anschütten will und man weiss, dass die Darstellung sicher einseitig wird? Eine Klarstellung habe ich Frau Linsinger trotzdem geschickt:

Sehr geehrte Frau Linsinger,
mittlerweile konnte ich mir den ganzen Blogeintrag am computer ansehen. Aus dem Zusammenhang heraus würde ich schon denken, dass ich das geschrieben habe. Allerdings eben mit dem Hinweis, dass ich diese Informationen auch nur aus zweiter Hand habe und aus heutiger Sicht auch darauf hinweisen will, dass Herwig Baumgartner nie direkt etwas mit der Männerpartei zu tun hatte. Wenn man die Geschichte rund um Herwig Baumgartner nicht kennt und wenn diese Geschichte auch im Artikel nicht wirklich beschrieben wird, sehe ich die Gefahr, dass die eigentlich abgeschlossenen (und soweit ich weiss widerlegten) Terrorismusvorwürfe dann indirekt über solche (gekürzten?) Zitate mit der Männerpartei in Verbindung gebracht würden, was ungerechtfertigt wäre. Insofern wäre es mir lieber, wenn diese Zitate nicht verwendet werden.
Mit freundlichen Grüßen
Oliver Peter Hoffmann

Das Anschütten sollte damit eigentlich eher schwierig werden für Frau Linsinger. Aber sie lässt sich nicht beirren.

Sg hr Hoffmann
Danke für die Nachricht. Weglassen werde ich die Passage nicht, aber ich zitiere sie korrekt
MfG
Eva linsinger

Damit haben wir beide ein Problem. Ich habe das Problem, dass es einen Artikel geben wird, der uns mit etwas in Zusammenhang bringen wird, mit dem wir nichts zu tun haben. Frau Linsinger hat das Problem, dass sie eigentlich nicht das gefunden hat, was sie gesucht hat. So richtig ernsthaft als pöse Buben wird sie uns nicht hinstellen können. Und sie hat eine Woche lang in eine Richtung recherchiert, in der es nichts zu finden gibt. Aber heute ist Abgabetermin und irgendetwas Negatives muss sie jetzt zusammenschreiben. Also kommt der Artikel über „Die Männerpartei und den menschenfeindliche Feminismus“ heraus. Eigentlich ist es kein Artikel über die MÄNNERPARTEI. Eigentlich ist das ein Artikel über Eva Linsinger. Sie schreibt, was sie denkt und sie sieht, was sie sehen will.

Aus langen Diskussion über die Frauenhäuser und aus den mühsamen Abstimmungen über email macht sie dann "Frauenhäuser etwa sollen Schutz vor Gewalt bieten, aber wenn man dort als Mann hinkommt, wird einem de facto nicht geholfen". Was soll das für ein Schwachsinn sein? Da erklären wir lange und ausführlich, dass die Frauenhäuser schon aufgrund ihrer Konstruktion nie etwas gegen weibliche Gewalt tun können und dann das? Hat die gute Frau überhaupt zugehört? Oder hat sie nur auf Stichworte gewartet, die sie dann für ihre Agenda verwenden kann? Und so geht es weiter. "Als Männerpartei trat Hoffmann in Wien nicht an, sondern gemeinsam mit anderen Kleinstgruppierungen als MUT". Woher hat sie diesen Blödsinn? Weil ein Väterrechtsaktivist, der nie bei der Männerpartei war, mit menschenrechtswidrigen Mitteln verfolgt wurde, die auch gegen Tierschützer angewandt wurden und weil die Tierschützer als MUT angetreten sind, bin ich jetzt plötzlich ein MUT-Mitglied? Und dann natürlich die ganze semantische Übung mit der Feminismus-Klassifizierung. Wenn wir eine anti-Feminismus-Partei wären, würden wir anti-Feminismus-Partei heissen. Wir heissen MÄNNERPARTEI, weil wir uns für die berechtigten Anliegen der Männer einsetzen. So etwas will Frau Linsinger einfach nicht wiedergeben. Irgendwie logisch, dass dieser Arikel nie autorisiert wurde. Als ich ihn lese, bin ich schon auf dem Weg in den Familienurlaub. Man kann ja nicht auf jeden Schwachsinn antworten. Und die Hitzewelle ist noch nicht vorbei.

Statt Aufdeckungsjournalismus haben wir in Österreich viel zu oft eine Art Ablenkungssjournalismus. Die Reporter decken die Lobbyisten nicht auf, sie sind selbst Teil einer Lobby. Und sie verwenden alles, was sie (er)finden, als Material für ihre eigene Lobby. Wer den Artikel von Eva Linsinger gelesen hat, weiss nachher auch nicht mehr als vorher. Es steht viel Belangloses drin, einiger Schwachsinn und wenig, was wirklich wichtig wäre. Aber wer sich informieren will, hat ja das Internet.

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