Von Machos und Narzisstinnen

Ich hätte mir nicht gedacht, dass man so etwas überhaupt klarstellen muss. Aber offenbar ist das doch notwendig: Selbstverständlich entscheidet jeder Mensch selber darüber, wann er sich belästigt fühlt. Selbstverständlich hat jeder Mensch allein das Recht, zu entscheiden, von wem er berührt werden will. Das ist eben eine subjektive Entscheidung, für die es eben keine objektiven Regeln gibt, gar nicht geben kann. Gerade weil es keine objektiven Regeln gibt, kann man nicht voraussagen, wann der Punkt der Belästigung eintritt. Deswegen ist die richtige Kommunikation so wichtig. Es sollten Beide wissen, woran sie sind.

Der Macho zeichnet sich dadurch aus, dass er die Kommunikation ignoriert. Für den Macho ist nur die eigene Wahrnehmung wichtig: Ich will, also ist es in Ordnung. Das ist einseitig. Warum macht das ein Macho? Der typische Macho kann mit der Ablehnung nicht umgehen. Dass ihn jemand als „nicht gut genug“ beurteilt, ist für den Macho eine Schande und der Macho vermeidet das Gefühl der Scham um jeden Preis. Tief im Inneren ist der Macho eigentlich extrem unsicher. Er weiß nicht, wer er ist. Er weiß nicht, welchen Wert er hat. Er hat kein stabiles Selbstwertgefühl und keine stabile Bindung zu seiner Umwelt. Der Macho hat Angst, dass die Anderen das erkennen und ihn verstoßen werden. Der Macho fühlt sich von jeder Ablehnung existenziell bedroht.

Daher überspielt der Macho die Scham und blendet die eigenen Fehler komplett aus. Der Macho will nie an etwas Schuld sein. Für den Macho liegt die Verantwortung für Fehlschläge immer beim Anderen. Der Macho will nicht an den Maßstäben anderer gemessen werden. Der Macho erklärt sich zu einem einzigartigen Menschen, der eine Sonderbehandlung verdient hat. Nicht, weil er etwas besonderes gemacht hat, sondern, weil er jemand besonderer ist. Ob das die Anderen auch so sehen, kann der Macho nicht beurteilen. Der Macho kann sich nicht in Andere hineinfühlen. Er hat kein Mitgefühl. Er merkt nicht, welche Auswirkungen die eigenen Handlungen auf Andere haben. Er fühlt nur die eigenen Bedürfnisse. Er verwendet Andere dazu, seine eigenen Ziele zu erreichen. Wie es den anderen dabei geht, ist ihm egal. Er entscheidet selbst, was ok ist und was nicht.

Der Macho spiegelt sich in den Anderen. Er erzeugt eine Situation, die seinen eigene Großartigkeit beweisen soll. Der Macho erträgt keine Beurteilungen von Anderen, er will nur bewundert werden. Er setzt sich in Szene und wartet auf den Applaus. Der Macho manipuliert Andere, ohne die Manipulation überhaupt sich selbst gegenüber als solche zu sehen. Alles, was die eingebildete Großartigkeit des Macho in Frage stellt, wird als Angriff auf die persönliche Integrität interpretiert. Deswegen kann der Macho das Signal der Ablehnung nicht akzeptieren und macht einfach weiter. Für den Macho zählen nur die eigenen inneren Werte. Die inneren Werte der Anderen zählen nicht. Der Macho will keine menschliche Verbindung, sondern oberflächlichen Erfolg. Der Macho kann gar nicht richtig lieben.

Dass der Andere auch Rechte hat und Respekt verdient, will der Macho nicht sehen. Seine eigenen Rechte stellt der Macho absolut. Für den Macho gibt es nur Schwarz und Weiß: Entweder er gewinnt, oder der Andere gewinnt. Für den Macho gibt es keinen Konsens. Mit dem Macho kann man keine gemeinsame Sichtweise aushandeln. Wenn der Macho in die Schranken gewiesen wird, fühlt er sich angegriffen und wird selbst aggressiv. Wenn der Macho kritisiert wird, wird er ausfällig und erklärt den Anderen zum Untermenschen. Eine kurze Checkliste für den Macho:

  1. Sieht Beurteilung des eigenen Verhaltens als unzulässige Einmischung in innere Angelegenheiten
  2. Kann mit Scham nicht umgehen und reagiert darauf wie auf eine existenzielle Bedrohung
  3. Will bewundert werden, aber nicht beurteilt werden
  4. Will keine Verhaltensreglen für sich selbst akzeptieren
  5. Will nicht an eigenem Verhalten gemessen werden
  6. Will für eigenes Verhalten nicht verantwortlich sein
  7. Lehnt jede Verantwortung für das Wohlbefinden Anderer ab
  8. Begründet eigene Großartigkeit nicht durch objektive Erfolge, sondern durch Besonderheit der eigenen Natur
  9. Hat kein Mitgefühl für Andere
  10. Erklärt Andere zu minderwertigen Menschen, um sich selber besser zu fühlen
  11. Beansprucht eine Sonderbehandlung
  12. Lehnt Sonderbehandlung für Andere ab
  13. Lehnt Rechte Anderer ab
  14. Lehnt Respekt für Andere ab

In der Psychologie gibt es einen Namen für diese Persönlichkeitsstörung: Narzissmus. Es gibt männliche und weibliche Narzissten. Den männlichen Narziss nennt man Macho. Gibt es keine weiblichen Machos? Doch, die gibt es, aber wir bezeichnenn sie nicht als Machos. Oft sind Frauen sogar stolz darauf, wenn sie sich wie weibliche Machos benehmen. Das ist nicht weiter überraschend, weil alle Narzissten stolz auf sich selbst sind. Auch die weiblichen. Wenn ein Macho und eine Narzisstin aufeinandertreffen, kann das gar nicht gutgehen. Der männliche Narziss sieht die Frau nur als Objekt und die weibliche Narzisstin benützt den Mann nur als Bestätigung für ihre eigene Großartigkeit. Keiner der beiden wird sich um eine funktionierende Kommunikation bemühen und keiner der beiden wird Verantwortung für die eigenen Handlungen übernehmen. Für Machos und Narzisstinnen kann man keine moralischen Regeln machen, weil sie die Regeln der anderen nicht auf sich selbst anwenden wollen. Machos und Narzisstinnen kann man nur in die Schranken weisen. Wenn der Macho kein Nein akzeptiert, muss es auch gesetzliche Konsequenzen geben. Wenn die Narzisstin mit dem Mann spielt und dann jede Verantwortung für die Folgen ablehnt, muss man auch ihr gesetzliche Grenzen zeigen.

Und genau hier liegt das Problem mit den SPÖ-Frauen, die den männlichen Narzissmus kriminalisieren und den weiblichen Narzissmus zur gesetzlichen Norm erklären wollen. Immer wieder wird betont, dass die Frau allein entscheidet, was sie als Belästigung empfindet. Das ist ja auch ok. Aber immer wieder wird verlangt, dass die subjektive Empfindung der Frau allein darüber entscheiden soll, ob jemand im Gefängnis landet. Natürlich hat die Frau das Recht auf ihr subjektives Empfinden. Aber auch der Mann hat das Recht auf sein subjektives Empfinden. Und beide, Mann und Frau sind verantwortlich dafür, dass klar kommuniziert wird und dass die klare Kommunikation auch respektiert wird. Ein Straftatbestand, der keine objektiven Grenzen schützt, sondern die subjektive Wahrnehmung einer Person absolut stellt, ist in Gesetz gegossener Narzissmus. Und auch in Gesetz gegossener Sexismus. Dass die Saudi-Araber Frauen ins Gefängnis werfen, weil die Frau den Mann durch ihre sexuelle Ausstrahlung verführen könnte, ist männlicher Narzissmus. Dass die SPÖ-Frauen Männer ins Gefängnis werfen wollen, weil Frauen keine Verantwortung für die Kommunikation mit Männern übernehmen wollen, ist weiblicher Narzissmus.

„Ich will nicht in einer Welt leben, in der ich mich wehren muss“, lautet der Schlachtruf des weiblichen Narzissmus. „Ich entscheide autonom, wie ich mich verhalte“, ist dann der entsprechende Zusatz. Wer den weiblichen Narzissmus erkennen will, muss nur nach der weiblichen Verantwortung fragen. Oder nach Mitgefühl für Männer. Oder Respekt für die Situation des Mannes. Oder nach objektiven Regeln, die für alle gelten. Jede Frau hat das Recht, selbst zu entscheiden, wann sie sich belästigt fühlt. Aber die subjektive Empfindung einer Frau kann nicht allein darüber entscheiden, ob jemand ins Gefängnis geht. Es kann nur dann eine Strafe geben, wenn für Mann und Frau vorher objektiv klar war, was erlaubt ist und was verboten ist. Von staatlicher Willkür haben wir schon mehr als genug. Wenn eine Frau klar und deutlich Nein gesagt hat, ist das zu respektieren. Wenn es verboten ist, irgendwelche Körperteile in der Öffentlichkeit anzugreifen, dann sollte es immer verboten sein. Wollen wir, dass der Griff auf den Hintern ausnahmslos immer verboten ist? Oder dass der Griff auf den Hintern in der Öffentlichkeit ausnahmslos immer verboten ist? Wenn es Ausnahmen gibt, müssen diese Ausnahmen objektiv sein. Wenn der Griff auf den Hintern nur unter bestimmten Bedingungen kriminell sein soll, müssen diese Bedingungen auch objektiv sein. Ohne klare, offene Kommunikation wird es keine objektiven Regeln geben können. Wenn das Berühren von Körperteilen strafbar sein soll, muss es klare Grenzen für die Strafbarkeit geben.

„Ich will nicht in einer Welt leben, in der weiblicher Narzissmus die Grundlage für staatliche Willkür wird“, sollten wir antworten. Wenn ich „Wir“ sage, meine ich uns nicht-Narzissten. Weil wir männlichen und weiblichen nicht-Narzissten sind die Mehrheit. Wir wollen uns weder von Machos noch von narzisstischen Prinzessinnen terrorisieren lassen. Und wir wollen vor allem nicht, dass die Narzissten dann zu allem Überfluss noch die staatliche Gewalt für ihre narzisstischen Spielchen missbrauchen. Die Gesetze sollten die Normalen vor den Narzissten schützen. Das geht nur mit objektiven Regeln. Damit wir Machos und Narzisstinnen in die Schranken weisen können und in Frieden mit gegenseitigem Einfühlungsvermögen und gegenseitigem Respekt leben können.

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